Wir haben gespielt und Oma hat auf uns aufgepasst

Marianne Wiessner im Gespräch mit Bewohnern über das Thema „Kinderbetreuung“

Gewohnt und gelebt haben sie fast alle auf engem Raum. Geschwister, Eltern und manchmal auch die Großeltern.
Einig ist sich die Damenrunde im Tagesraum in der Schumannstraße 2 darüber, dass sie alle viel Respekt vor den Eltern und Großeltern hatten. Gehorsam mussten sie sein. „Jung und Alt waren zusammen“, meint Rosa Neger. „Schön war es, wir Kinder haben auf der Straße gespielt und die Oma oder der Opa haben aufgepasst.“

Bei den meisten mussten die Eltern arbeiten, die Zeiten waren schlecht. „Als wir größer waren, mussten wir auch mithelfen im Haushalt und einkaufen“, fügt Frau Lang hinzu. „Wir Kinder haben mit unseren Großeltern im Wald Beeren und Pilze gesammelt, die die Mutter und die Oma daheim weiterverarbeitet haben“, meint Helga Gerstenkorn. „Auch bei der Ernte haben wir mitgeholfen“. „Mit 14 Jahren musste ich arbeiten gehen“, erinnert sich Rosa Neger.

Bei Lydia Rech haben die Großeltern ebenfalls im gleichen Haus gelebt wie sie und ihre Eltern. Viel Zeit hat sie mit iherer Oma verbracht. Mittags hat die Mutter für uns gekocht und wir haben zusammen gegessen“, erinnert sie sich. Als sie geheiratet hat, hat sie einen eigenen Haushalt mit ihrem Mann gegründet.

Rita Wagner hat mit ihren Eltern und Geschwistern zusammengewohnt, die Großeltern lebten aber im selben Ort. Die Mutter war mit den Kindern zuhause und hat sich um den Haushalt und Garten gekümmert. „Der Vater wollte das so. Er war ein Patriarch“, meint sie. „Sein Verhältnis zu den eigenen Eltern war nicht so innig, es gab oft Differenzen wegen der politischen Einstellung. Aber ich habe meine Großeltern besucht.“

In einem richtigen Mehrgenerationenhaus ist Alma Schultz-Krug aufgewachsen. „Wir Kinder haben viel von den Älteren gelernt. Wir Mädchen vor allem Kochen und Kuchen backen, aber auch Nähen, Stricken und Bügeln sowie die restliche Hausarbeit. Um das Vieh haben wir uns alle gekümmert. Gespielt haben wir meistens draußen auf der Straße“, sagt sie.

Wolfgang Carra hat mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung gelebt. Sein Vater war lange in Kriegsgefangenschaft, daher musste seine Mutter arbeiten gehen, um die Kinder und sich zu ernähren, solange der Vater nicht da war. Als er wieder nach Hause gekommen war, sind sie in eine größere Wohnung in Kaiserslautern gezogen und später haben die Eltern in Hohenecken gebaut.

In Brooklyn, New York in Amerika ist Elsie Lang geboren. Die Eltern waren ungefähr fünf Jahre zuvor mit ihren beiden Söhnen von Deutschland nach Amerika ausgewandert. Dort kam dann Frau Lang zur Welt. Als sie selber fünf Jahre alt war, ist die Familie wieder zurück nach Deutschland, nach Reichenbach-Steegen. Dort sind sie in das Elternhaus der Mutter mit eingezogen und lebten mit den Großeltern zusammen. Der Vater betrieb nebenbei eine kleine Landwirtschaft, wobei sie ihn unterstützt und mitgeholfen hat. Am liebsten hat sie sich um die Pferde gekümmert. Ihre beiden Brüder sind im Krieg umgekommen. „Ich hatte nicht viele Freiheiten. Meine Eltern hatten immer Angst, dass mir was passiert“, fügt sie hinzu.

An den lächelnden Gesichtern kann ich erkennen, dass viele zwar eine harte, entbehrungsreiche Kindheit hatten, aber oft auch viel Freude und Geborgenheit kennengelernt haben, wie man es nur in einer Gemeinschaft empfinden kann, in der Vertrauen eine hervorragende Rolle übernimmt – in der Familie (mw).

Quelle: Heimzeitung „BEI UNS“, Beitragsbild: Magalice/stock/adobe.com

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