„Essen hält Leib und Seele zusammen“ Ein altbekanntes Sprichwort, doch stets gegenwärtig.
Bei Kessler – Handorn wird noch selbst gekocht. Da sind die Hauswirtschafterinnen rührig den Vormittag unterwegs um ein leckeres Mittagessen mit Vor-, Haupt- und Nachspeise zu servieren. Unsere Bewohner profitieren von der hauseigenen Küche, von kurzen Wegen der stets frisch gekochten Mahlzeiten auf die Wohnbereiche.Denn Menschen mit Demenz benötigen eine ihren Bedürfnissen angepasste Ernährung, die sich an ihren bisherigen Essgewohnheiten orientiert. Biografische Hinweise erleichtern den Pflegekräften die dazu nötige Planung der Maßnahmen. Vorlieben, Abneigungen oder Unverträglichkeiten werden bei Heimeinzug zeitnah erfasst und sind in der Dokumentation von Pflege und Hauswirtschaft festgehalten.Während der Mahlzeiten ist es jedoch für die Pflege- bzw. Hauswirtschaftskräfte ein Einfaches neue Vorlieben zu erkennen und die Speisen anzupassen. In der Regel essen auch an Demenz erkrankte Menschen Vollkost. Dazu wird bei Heimeinzug ein Kostplan ausgefüllt. Es werden über den Tag verteilt drei Hauptmahlzeiten, sowie mindesten ein bis zwei Zwischenmahlzeiten angeboten, am Nachmittag wird Kaffee ausgeschenkt mit Kuchen, Gebäck oder Sonstigem. Hierzu werden die Wüsche erfasst, beispielhaft beim Frühstück: Brötchen mit Butter und Marmelade, auch Honig, Wurst oder Käse sind möglich und vieles mehr.
Alle Bewohner erhalten die benötigte Hilfe beim mundgerechten Zubereiten, wenn persönlich die Ressourcen fehlen, oder um die Mahlzeit selbstständig aufzunehmen. Dann wird das Essen angereicht oder ressourcenorientiert unterstützt, z.B. die Gabel gefüllt, in die Hand gegeben, diese dann unterstützend zum Mund geleitet. So kann der Bewohner sich selbst besser wahrnehmen und die Pflegekraft vermittelt ihm das Gefühl noch vorhandener Selbstständigkeit. Bei Bewohnern mit Schluckstörungen, die keine feste Nahrung zu sich nehmen können, wird weiche Kost angeboten. Je nach Ausprägung der Erkrankung ist diese weiche Kost unterschiedlich konsistent. Beim Frühstück könnte dies ein Weißbrot ohne Kruste mit Butter und Marmelade in kleinen „Reiterchen“ sein, das dann kurz in den Kaffee eingetunkt dem Bewohner ein Geschmackserlebnis bereitet. Auch ein Grießbrei verfeinert mit Zimtzucker, püriertem Obst oder Apfelmus, lassen den Hunger stillen. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Je nach Ausprägung der Schluckstörung werden auch die Getränke mit einem geschmacksneutralen Pulver angedickt; das Getränk kann so gelöffelt werden. Von besonderer Wichtigkeit bei den Menschen mit Demenz ist der Umgang während der Mahlzeit. Jeder Bewohner hat seinen eigenen Platz. Ritualisierte Handlungen, wie z.B. ein Tischgebet, leiten die Mittagsmahlzeit ein. Die Suppe wird, wenn möglich am Tisch beim Bewohner in seinen Teller ausgeschöpft. Das regt den Appetit an. Die Hauptspeise wird in der Küchenzeile, in unmittelbarer Absprache mit dem Bewohner aus dem Küchenwagen, in der gewünschten Menge auf den Teller gegeben und an den Tisch gebracht. Genausodie Nachspeise, die den Bewohnern den Abschluss des Mittagessens signalisiert.
Ein geringer Lärmpegel, das Vermeiden von unnötigen Geschirrgeräuschen und ein angenehmer Duft von Essen, der sich durch den Raum zieht, sowie die Gemeinsamkeit des Essens selbst sind wichtige förderliche Rahmenbedingungen, für die alle Mitarbeiter sorgen. So entsteht eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Jeder Bewohner wird respektvoll geachtet und in seinen Bedürfnissen respektiert. Auch wenn er, obwohl er ein Essen ausgesucht
hat, dieses dann doch nicht mag oder essen kann, bzw. will, können Komponenten ausgetauscht werden. Das Essen mit den Fingern, das Berühren von Speisen ist ebenso erlaubt und wenn es dann selbstständig gegessen werden kann gewünscht. „Es ist immer genug für alle da.“ Auf den gerontopsychiatrischen Fachbereichen nehmen die Mitarbeiter im Rahmen eines therapeutischen Ansatzes die Mahlzeiten mit den Bewohnern gemeinsam ein und sind so die Assistenten neben den Bewohnern, denn Menschen
mit Demenz können durch die Bewegungen ihres Tischnachbarn – z.B. die Gabel zum Mund führen – den erforderlichen Anstoß bekommen, wenn ihnen diese Routine aufgrund ihrer Demenz nicht mehr von sich aus gegeben ist. Ziel dieses Ansatzes ist es, den Bewohnern einen gelingenden Alltag zu ermöglichen und zu vermeiden, dass die Defizite der Menschen mit Demenz in den Vordergrund treten. Des Weiteren wird Stress bei den Bewohnern vermieden und stattdessen eine Möglichkeit gegeben, schöne und gute Momente zu erleben.
(hs)