„Ein Dekubitus ist eine Schädigung der Haut und oder des darunter liegenden Gewebes (üblicherweise über Knochenvorsprüngen), verursacht durch zu lange und oder zu starke Einwirkung von Druck oder Scherkräften.“ (NPUAP & EPUAP 2009)
Es handelt sich also um eine lokal limitierte Hautschädigung, die oft über knöchernen Vorsprüngen auftreten kann.
Solche Druckgeschwüre können Schmerzen verursachen und damit verbunden Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Ein zentraler Faktor bei der Therapie eines Dekubitus ist eine frühe Erkennung der Hautschädigung. Von einem Dekubitus Grad 1 wird bereits bei einer nicht-wegdrückbaren Hautrötung gesprochen. Hautrötungen können mit dem „Fingerdrucktest“ beurteilt werden. Diese Prüfmethode basiert darauf, dass bei einem Dekubitus bereits im Frühstadium die Mikrozirkulation des Blutsystems beeinträchtigt ist. Insbesondere kommt es zu einer Stauung der ableitenden Gefäße. In der Folge zeigt die Haut unter Druckeinwirkung verschiedene Reaktionen. Bei einem einsetzenden Dekubitus bleibt die gerötete Haut auch unter Druckeinwirkung rötlich verfärbt. Ändert sich die Tönung der Haut in diesem Areal jedoch zu Weiß, kann davon ausgegangen werden, dass die Rötung keine Folge eines Druckgeschwürs ist.
Je früher die Therapie bei einem Dekubitus beginnen kann, umso schneller ist mit einer Abheilung zu rechnen. Im Anfangsstadium reichen dafür oft schon wenige Maßnahmen, wie etwa eine konsequente Freilagerung. Wird der Dekubitus im Grad 1 nicht früh genug erkannt, kann daraus eine offene Wunde entstehen (Dekubitus Grad 2-4).
Wir klären daher bei jedem Bewohner bereits im Aufnahmegespräch ab, ob ein Dekubitus-Risiko besteht. Durch unsere Pflegefachkräfte werden daraufhin individuelle Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe angewendet, um das Dekubitusrisiko zu minimieren und einer Dekubitusentstehung vorzubeugen.
Indem man die Risikofaktoren betrachtet, können frühzeitig Maßnahmen eingeleitet werden. Falls Pflegekräfte oder pflegende Angehörige das Auftreten von Veränderungen der Haut bemerken, sind diese zu dokumentieren und zu beobachten. Besonders sollte man auf Rötungen, Hautschädigungen und weitere Hautirritationen achten.
Risikofaktoren
- Verminderte Mobilität und Aktivität
- Bettlägerigkeit
- Unzureichende Eigenbewegung (fehlende Mikrobewegungen)
- Lagewechsel/Transfer/Mobilisation nur durch personelle Unterstützung möglich
- Verminderte sensorische Wahrnehmung
- Lang andauernde Einwirkung von Druck und Scherkräften
- Eindrückende Katheter, Sonden, Hörgeräte, Kleidung (Knöpfe, Reißverschluss), Gegenstände (Fernbedienung etc.)
- Zu fest/schlecht sitzende Schienen, Verbände, Prothesen, Inkontinenzmaterial
- Schlechter Ernährungszustand (v.a. Kachexie/Unter-/Mangelernährung)
- Vernarbungen/empfindliche Haut als Folge ehemaliger Dekubitalgeschwüre
- Erhöhte Hautfeuchtigkeit (z. B. in Hautfalten) à mazerierte Haut
- Hohes Alter
- Beeinträchtigte Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Haut/Gewebe
- Begleiterkrankungen (z.B. Diabetes)
Gefährdete Hautstellen (in Rücken-/Seitenlage und/oder im Sitzen)
- Ohren
- Hinterkopf
- Schultergelenk, Schulterblatt
- Wirbelsäule (v.a. bei kachektischen Bewohnern)
- Ellenbogen
- Beckenkamm
- Trochanter (großer Rollhügel)
- Sitzbein
- Steißbein
- Kreuzbein
- Kniegelenke
- Fersen
- Fußknöchel
- Zehen
- Allgemein: Knochenvorsprünge
Vorbeugende Maßnahmen
Vorbeugende Maßnahmen sind unter anderem, eine regelmäßige Hautinspektion, Durchblutungsförderung durch Bewegungsübungen und Förderung der Eigenbewegung, regelmäßige Positionswechsel im Liegen/Sitzen zur Druckentlastung und eine ausgewogene proteinreiche Ernährung. Um Druckgeschwüren entgegenzuwirken, eignet sich eine wechselnde Seitenlagerung – dazu wird das Intervall bei allen dekubitusgefährdeten Bewohner*innen individuell bestimmt und auf sein Therapieziel angepasst. Auch die Hautpflege spielt eine wichtige Rolle bei der Dekubitusprophylaxe.