Mitarbeiter-Interview mit Rebecca Stenzhorn – Pflegefachkraft und Wohnbereichsleitung in der Gerontologie

Rebecca, du hast deine Ausbildung zunächst in einer anderen Einrichtung begonnen, und du hast erwähnt, dass diese nicht ganz das war, was du dir vorgestellt hast. Wie hast du die Ausbildung damals erlebt?

Die Ausbildung war an sich okay, aber das, was vor Ort angeboten wurde, war nicht wirklich gut. Der Abschluss war zwar in Ordnung, aber die Praxis hat mich eher enttäuscht. Während meiner Ausbildung kam ich im Rahmen eines Klassenausflugs zu Kessler-Handorn, welche damals als einzige im Umkreis bereits eine Demenzstation hatte. Das hat mich schon sehr interessiert und dort wollte ich dann nach meiner erfolgreich abgeschlossene Ausbildung auch arbeiten. Und das hat augenscheinlich ja auch geklappt. Die Wohnbereichsleitung damals war Frau Sauerbaum. Sie war sehr streng, aber ich habe unglaublich viel von ihr gelernt. Es war wirklich gut. Ihre Führung war einfach sehr präzise, und ich konnte viel daraus mitnehmen.

Das klingt nach einer spannenden Zeit. Hat das dann auch deine Entscheidung beeinflusst, dich in der Gerontologie weiterzubilden?

Während meiner Zeit in der Dauernachtwache auf Station 2 habe ich zeitweise auch auf der Demenzstation ausgeholfen und konnte so weiter Einblicke erhalten. Ich wollte mehr über Demenz lernen, weil es mich einfach interessiert hat. Es war nicht nur eine Entscheidung aufgrund der Fortbildung, sondern eher ein natürliches Interesse an den Menschen, die mit Demenz leben. Ich wollte verstehen, wie sie ticken und warum sie manchmal so reagieren, wie sie es tun. Es war also echte Leidenschaft, die mich dazu gebracht hat, in diesem Bereich zu bleiben.

Das klingt, als ob du eine starke Verbindung zu deinen Bewohner*innen hast. Was ist es, was dir an deiner Arbeit besonders Freude bereitet?

Was mir am meisten Spaß macht, ist der Umgang mit den Bewohner*innen. Man weiß nie, was passiert, und das macht den Alltag spannend. Ich finde es besonders schön, wenn ich bei Menschen, die stark an Demenz leiden, kleine Fortschritte oder Veränderungen sehen kann. Manchmal erkennen sie mich nach einer längeren Pause oder erinnern sich an etwas, das mich berührt. Das ist für mich der schönste Moment, wenn sie plötzlich meinen Namen nennen oder sich an etwas erinnern, das sie sonst vielleicht vergessen haben. Es gibt viele Momente, die den Arbeitsalltag wertvoll machen, auch wenn es manchmal stressig ist.

Das klingt wirklich schön. Wie funktioniert die Zusammenarbeit in deinem Team? Pflegehilfskräfte, Fachkräfte – wie ergänzen sich die verschiedenen Rollen im Alltag?

Die Zusammenarbeit im Team funktioniert sehr gut. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Aufgaben von Pflegefachkräften und Pflegehilfskräften. Pflegehilfskräfte übernehmen hauptsächlich die Grundpflege, die Essensversorgung sowie die Ordnung im Wohnbereich. Pflegefachkräfte sind dann eher für die medizinische Versorgung zuständig, wie etwa Injektionen, Medikamentengabe oder ärztliche Visiten. Aber auch die Pflegehilfskräfte müssen natürlich dokumentieren, was sie mit den Bewohnern gemacht haben, zum Beispiel die Lagerung oder die Pflegeberichte. Die Pflegehilfskräfte sind wirklich die Augen und Ohren vor Ort, sie haben viel direkten Kontakt zu unseren Bewohner*innen und so fallen Veränderungen sofort auf.

Ich als Wohnbereichsleitung habe dann mehr organisatorische Aufgaben. Ich erstelle Dienstpläne und kümmere mich um die Dokumentation. Es ist viel Arbeit hinter den Kulissen, die dafür sorgt, dass alles reibungslos läuft.

Du hast also viel Verantwortung als Wohnbereichsleitung. Wie sieht es mit den Fortbildungen aus? Gibt es etwas, das das Haus speziell für den Demenzbereich anbietet?

Das Haus macht regelmäßig Fortbildungen, die speziell auf Demenz ausgerichtet sind. Wir haben jährlich Schulungen, um unser Wissen zu erweitern und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Das ist besonders wichtig, da der Umgang mit Menschen, die an Demenz leiden, sich ständig weiterentwickelt. Die Fortbildungen helfen uns, besser auf die Bedürfnisse der Bewohner*innen einzugehen und auch neue Wege in der Betreuung zu finden.

Gab es für dich einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist – etwas, das dir das Gefühl gibt, dass du in diesem Beruf genau richtig bist?

Da gab es schon viele Momente. Besonders erinnere ich mich an eine Zeit rund um Weihnachten, als wir unsere Arbeit mit einem sehr dünnen Personalaufgebot stemmen mussten. Die Stimmung war trotzdem sehr gut. Alle haben einander unterstützt und haben zusammengehalten. Es war einfach schön zu sehen, wie alle zusammengearbeitet haben, um den Bewohner*innen eine schöne Zeit zu bereiten. Auch wenn es anstrengend war, hat es uns allen gezeigt, wie stark wir als Team sind.

Ein anderes Beispiel ist, als eine Bewohnerin mich nach einer längeren Krankheit plötzlich mit meinem Namen ansprach, obwohl sie sonst viele Dinge vergisst. Solche Momente sind so wertvoll und geben einem das Gefühl, dass die Arbeit, die man leistet, einen echten Unterschied macht.

Das klingt nach einer sehr erfüllenden Arbeit. Wenn du deinen Arbeitsalltag in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?

Das ist eine schwierige Frage, aber ich würde sagen: flexibel, spannend und herzerwärmend. Kein Tag ist wie der andere, und man muss immer bereit sein, sich auf neue Situationen einzustellen. Aber genau das macht den Job spannend und interessant.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Beruf nicht nur viel Einsatz, sondern auch emotionale Stärke erfordert. Gibt es da Momente, die besonders herausfordernd sind?

Ja, besonders der Umgang mit dem Tod der Bewohner ist immer eine Herausforderung. Es ist traurig, wenn man jemanden verliert, mit dem man über längere Zeit zusammengearbeitet hat. Aber es ist auch ein Teil des Lebens, und gerade in der Pflege hat man oft mit dem Tod zu tun. Die Angehörigen zu unterstützen und ihnen in diesen schweren Momenten beizustehen, ist ebenfalls Teil der Arbeit, der einen emotional sehr berührt. Die Dankbarkeit der Angehörigen hilft da sehr – ein paar liebe Worte einfach und das man sieht, dass die Arbeit dann auch gesehen wird.

Rebecca, vielen Dank für deine ehrlichen und aufschlussreichen Antworten. Es ist beeindruckend, wie sehr du dich für deine Arbeit und deine Bewohner*innen einsetzt.